Teleologie

Teleologie
   (griech. = Lehre von der Zielrichtung), als Lehre vom Ziel der beobachtbaren Prozesse u. Entwicklungen bereits bei Aristoteles († 322 v.Chr.) entfaltet, wobei der Grund des Geschehens in einem ihm inneliegenden Zweck, nicht (nur) in äußeren Anstößen oder Zufällen gesehen wird. Gilt die Aufmerksamkeit der jeweils eigenen Dynamik eines zielgerichteten, zweckmäßigen Geschehens, dann spricht man auch von Teleonomie (zielgerichtete Gesetzmäßigkeit). Nicht der Begriff T., aber teleologisches Denken ist in der Theologie unentbehrlich. Sie spricht von einem Seienden, das ein ”Wesen“ (eine Natur) hat u. doch zeitlich-geschichtlich ist, also von einem Anfang her das werden soll, was es ist. Es ist daher auf ein Ziel hin ausgerichtet. In seinem anfänglichen ”Wesen“ ist das Erreichen einer eigenen Vollendung schon grundgelegt. Da dieses Seiende in geistiger Transzendenz, Freiheit u. Geschichtlichkeit existiert, kann die Vollendung konkret nicht als mechanisch oder biologisch determiniertes Endprodukt aufgefaßt werden. Sie bleibt unergründliches Geheimnis des göttlichen u. menschlichen Schöpfertums, enthüllt sich erst im Ende u. ist nicht vorhersagbar. Wenn auf eine Erkenntnis des Wesens nicht positivistisch blind verzichtet wird, ist ein ”teleologisches“ Verständnis eines Seienden von seiner Vollendung her unentbehrlich. – Die neuere theol. Ethik fragt nach dem Worum-Willen jedes sittlichen (verantwortlichen) Verhaltens u. beurteilt eine Handlung von ihren Folgen her als gut oder böse (teleologische Ethik). Dabei ist sie davon überzeugt, Handlungsprinzipien ergründen zu können, die für die gemeinsame menschliche Vernunft, also nicht nur für Gläubige, überzeugend sind. Die Nachteile der Deontologischen Ethik wären dabei vermieden. Die Folgen sind aus langen Menschheitserfahrungen bekannt; sie können, müssen aber nicht eintreten, daher stellt der Hinweis auf sie keine Prognose dar. – Die Frage, ob u. in welchem Sinn in der nicht-menschlichen, materiellen u. biologischen Wirklichkeit T. mit naturwissenschaftlichenMethoden erkennbar ist, wird kontrovers diskutiert. Sicher ist das Phänomen des Lebens in der Biologie nicht ohne Kategorien der T. verständlich beschreibbar.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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  • Teleologie — (altgr. τέλος télos ,Zweck, Ziel, Ende’ und λόγος lógos ,Lehre’) ist die Lehre, dass Handlungen oder überhaupt Entwicklungsprozesse an Zwecken orientiert sind und durchgängig zweckmäßig ablaufen.[1] Der Begriff hat eine längere Vorgeschichte, der …   Deutsch Wikipedia

  • téléologie — [ teleɔlɔʒi ] n. f. • 1765; de téléo et logie ♦ Philos. Étude de la finalité. Science des fins de l homme. ⇒ téléonomie. « Téléologie n est pas finalité » (Ricœur). Spécialt Doctrine qui considère le monde comme un système de rapports entre… …   Encyclopédie Universelle

  • Teleologie — Téléologie La téléologie (du grec ancien τέλος (telos), fin, but, et de λόγος (logos), discours) est l étude de la finalité, à ne pas confondre avec l étude des causes finales, le finalisme. Aristote dans l Éthique à Nicomaque développe le… …   Wikipédia en Français

  • teleologie — TELEOLOGÍE s.f. Doctrină filozofică potrivit căreia totul în natură ar fi organizat în conformitate cu un anumit scop, cu o anumită cauză finală. ♦ Studiul, cercetarea în funcţie de scop; teoria finalităţii. [pr.: le o ] – Din fr. téléologie.… …   Dicționar Român

  • Teleolŏgie — (v. gr.), die Lehre von der Zweckmäßigkeit inden Natur u. Weltereignissen. Die T. ist entweder physisch, wenn sie sich auf natürliche. od. theoretische Zwecke der sinnlichen Natur, od. moralisch (ethisch), wenn sie sich auf sittliche… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Telĕologie — (v. griech. telos, Ziel, Zweck), »Lehre von den Zwecken«, die Annahme, daß nicht nur die bewußten Handlungen des Menschen, sondern auch die von menschlicher Willkür unabhängigen Vorgänge des geschichtlichen und Naturlebens durch Zwecke bestimmt… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Teleologie — Teleologīe (grch.), Erklärung aller Erscheinungen aus ihrer Zweckmäßigkeit; der darauf beruhende Beweis für das Dasein Gottes heißt der teleologische Beweis …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Teleologie — Teleologie, griech. deutsch, Entwicklung der Zweckmäßigkeit in der Natur und deren Einrichtungen sowie im Verlauf der Geschichte, um dadurch zur Erkenntniß des Daseins Gottes zu gelangen (teleologischer Beweis) …   Herders Conversations-Lexikon

  • Téléologie — La téléologie (du grec ancien τέλος (telos), fin, but, et de λόγος (logos), discours) est l étude de la finalité, à ne pas confondre avec l étude des causes finales, le finalisme. Au XVIIIe siècle, elle s oppose à la théorie mécaniste.… …   Wikipédia en Français

  • Teleologie — Te|leo|lo|gie 〈f. 19; unz.〉 Lehre, dass die geschichtliche Entwicklung von vornherein zweckmäßig u. zielgerichtet angelegt sei; Ggs Dysteleologie [<grch. telos „Ziel, Zweck“ + logos „Wort, Lehre“] * * * Te|leo|lo|gie, die; [zu griech. télos =… …   Universal-Lexikon

  • TÉLÉOLOGIE — n. f. T. de Philosophie étude des causes finales, de la finalité …   Dictionnaire de l'Academie Francaise, 8eme edition (1935)

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